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Blutkrone; Genre: Historischer Krimi; Verlag: Net-Verlag; ISBN: 978-3-944284-07-1; Preis: 11,95 €; Erscheinungstermin: 24. Juni 2013

Freitag, 30. November 2012

Am Ende der Zeit (XXV)


Am Ende der Zeit (XXV)

Der Tacho zeigte: 270.000 Kilometer. Julia biss sich auf 
die Lippe, als sie Dads Blick auffing.
»Böser Mann!«, brüllte Max in meine Gedanken.
»Wie willst du das durch die Reisetasche sehen?«
»Immer, wenn Anhänger des Gehörnten in der Nähe sind, muss
ich niesen«, erklärte Max.

»Ohne Nase?«
»Das geht. Ein Kribbeln im Kopf, das die Zeit anhält. Fasst 
euch an den Händen. Gleich seht ihr, wie die Menschen für
drei Minuten lang erstarren.«
Indi nutzte die Zeit und suchte den Händler nach dem 
Fünfstern ab. »Im Nacken«, rief er. »Ein Pentagramm mit 
zwei Hörner. Nix wie weg!«, brüllte Lukas.
Dad trat das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Eine 
gewaltige Rußwolke zerfetzte den Auspuff. Wie ein 
Kugelblitz schossen wir davon. Unbemerkt, denn die 
Welt hielt, wegen Max Nieser, für drei Minuten den 
Atem an.   

Nach zwei Stunden Nachtfahrt und einem Platten erreichten
wir das Hotel. Wieder Verständigungsprobleme. Dad merkte 
nichts. Irgendwann musste ich ihm beichten, dass ich in 
Spanisch auf einer schwachen Vier stand. Der Portier 
bastelte sich aus meinem Gestammel etwas Brauchbares 
zusammen. Lächelnd hielt er mir die Zimmerschlüssel 
sieben und acht hin. 

© Literaria Wertenbroch (2012)

Donnerstag, 29. November 2012

Am Ende der Zeit (XXIV)


Am Ende der Zeit (XXIV)

»Deutsch, Papa!«, murmelte Julia genervt.
»Sechs Reihen direkt vor uns. Er steht auf.« Michael hielt 
sich ein Frauenmagazin vors Gesicht. »Keine Angst. Er kennt 
nur mich. Verhaltet euch natürlich. Ärgert einander«, wies 
Dad uns an.
»Das passt. Zieht sich aus der Affäre und lässt uns im 
Regen stehen!«, zischte Lukas mir zu.

Erleichtert atmeten wir auf, als Wolfgang, nach 
seinem Toilettengang, wieder auf seinem Platz thronte. 
Um 21 Uhr 11 des nächsten Tages landeten wir im 
200km von Palenque entfernten Tuxtula Gutierrez.

In brüchigem Schulspanisch erwarb Julia eine 
Klapperkiste. »Abzocke»« maulte Dad, als er sich von
einem lilafarbenen Schein trennen musste. Als 
selbständiger Architekt verdiente er gut, 
›aber 5oo Euro, das sind 1000 Mark, Kinder!‹, 
gnuffelte er.
»Geizhals!«, schimpfte Julia.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Mittwoch, 28. November 2012

Am Ende der Zeit (XXIII)


Am Ende der Zeit (XXIII)


»Flug und Unterkunft hab ich dem Verräter organisiert. 
Gut, dass du dich mit dem PC aus kennst, Julia«.
»Vornehm. Vier Sterne Hotel: ›Best Western Maya Palenque‹. 
Soll ich dort zwei Zimmer für uns reservieren?«
»Bucht dort, dann behalten wir ihn unter Kontrolle«,
meldete sich Max zu Wort. Michael nickte. 

In der Eile ließen wir die Familienkutsche im absoluten Halteverbot am Hannoveraner Flughafen stehen. Dad kehrte 
noch mal um. Mit einem Rotstift schrieb er auf einen alten Einkaufszettel: »Retten die Welt! Das Ticket zahlen wir. 
Sorry! MfG, Familie Abendroth.«

Mit Zunge aus dem Hals hockten wir angespannt in der 
zwanzig Uhr fünfzig Maschine nach Mexiko.

»Duckt euch. Großmeister auf zwölf Uhr.«


© Literaria Wertenbroch (2012)

Frau Kümmernis

Für euch bin ich Frau Kümmernis.

Beschimpft mich als Außenseiter,

tretet die Träume mit Füßen,

weil ich mich nicht verbiegen will.

Steigt jetzt vom ›hohen Ross ‹herab.

Ertragt mich: euer Spiegelbild!

 © Literaria Wertenbroch (2012)



Dienstag, 27. November 2012

Am Ende der Zeit (XXII)


Am Ende der Zeit (XXII)

»Vor rund 30.000 Jahren besuchten zwölf außerirdische 
Völker unsere Erde. Sie ließen je einen Schädel in einer Pyramide, der Arche. Das gesamte Wissen ihrer
Zivilisation speicherten die Völker jeweils in den
Schädeln. Stellt euch eine Art Kristallbibliothek vor. 

Der Dreizehnte vereint das Gesamtbewusstsein. Laut Legende befördert er die Menschheit auf eine neue, höhere Stufe. 
An dieser Stelle bricht der Text ab. Derjenige, der die 
Schädel vereint, erhält größtmögliche Macht.«

»Beeilt euch. Übermorgen müssen wir dort sein, in der Wüste ›Désierto de La Soledad‹ bei Palenque, sonst ist alles 
verloren! Weißt du, in welchem Hotel der Großmeister in 
Mexiko wohnt?«, fragte Julia, während sie im Wohnzimmer, 
mit dem Laptop auf den Knien, die Flüge buchte. »Nur das 
Hotel fehlt«, wandte sie sich an Dad.


© Literaria Wertenbroch (2012)

Montag, 26. November 2012

Am Ende der Zeit (XXI)


Am Ende der Zeit (XXI)

»Ich begleite euch nach Palenque«, stellte er fest. Zu Hause pfefferten wir in Windeseile Pässe und Klamotten in die Reisetasche. Zeit zum gemütlichen Klönen blieb keine.

»Dann ist die Legende wahr«, seufzte Dad. «Euer Ur-ur-ur-Großvater war Archäologe. Er fand Max bei Ausgrabungen in Mexiko. Der Schädel erkor, ihn zum Hüter, bis die Menschheit bereit sei, friedlich zu leben. Dann fänden sich die anderen zwölf ›singenden Schädel‹, die auf der ganzen Welt verstreut seien. Bis dahin sollte Max in unserer Familie bleiben. 
Jeder männliche Abendroth gibt ihn an den Sohn weiter. Wir 
sind die Hüter von Max.«

»Wie konntest du Max dem Großmeister lassen?« Lukas
Gesicht leuchtete feuerrot.
»Der wollte ihn zu einer Tagung nehmen. Experten sollten 
seine Echtheit prüfen.
Dass es um alles oder nichts geht …«, brach Dad ab, als Lukas: »Verräter!« murmelte. »Im Hängen lassen hast du Übung …«, ergänzte Indi mit bebender Lippe.
»Lass Papa erklären«, wies ich Lukas zurecht, obwohl ich ihm 
in der Sache recht gab. Das Timing war nur verkehrt!

© Literaria Wertenbroch (2012)

Ode an den Herbst


                                                          Ode an den Herbst

Aktuelles


Liebe LeserInnen,

auf diesem Blog findet ihr zur Zeit jeden Tag einen
Fortsetzungsteil meiner Kurzgeschichte
„Am Ende der Zeit“.

Von der Geschichte sind bisher 20 (XX) „Happen“ erschienen. Die anderen folgen täglich bis zum 
12.12.2012.

Danach gibt es neues „Lesefutter“ in Form von 
Gedichten, Sprüchen und weiteren Kurzgeschichten
aus meiner Feder.

Anregungen, Wünsche, Kommentare und Diskussionen sind erwünscht bzw. freue ich mich darüber, also
nichts wie an die Tasten.

Liebe Grüße,
Literaria Wertenbroch

Sonntag, 25. November 2012

Am Ende der Zeit (XX)


Am Ende der Zeit (XX)


»Jetzt noch frech werden!?« Unvermittelt drehte sich Dad 
während der Fahrt um. Sein ihr-habt-was-ausgefressen-Blick 
sprach Bände. Ich rutschte auf der Rückbank tiefer, bis meine Knie gegen den Beifahrersitz drückten. Als Dad Max sah, ging 
er voll in die Eisen. 
»Ihr habt ihn also gefunden?« Er lächelte. Bestimmt Max 
Werk, sonst wäre Dad explodiert, überlegte ich.
»Der spricht. In der Loge war er stumm. Ihr schuldet mir 
eine gute Erklärung«.

Max fasste das Geschehene für Dad zusammen. Er berichtete 
vom drohenden Weltuntergang, den dreizehn singenden Schädeln, 
die am 21.12.2012 in die Wüste ›Désierto de La Soledad‹ bei Palenque gebracht werden mussten, sowie vom Großmeister, 
der dies verhindern und mit dem verfluchten Schädel das 
Böse heraufbeschwören wollte und uns, die Max nach Mexiko schmuggeln sollten.

Ständig schüttelte Dad den Kopf. Anscheinend konnte er sich
kaum entscheiden, was schlimmer war: Der großmeisterliche
Teufelsanbeter oder die Tatsache, dass seine Kinder die
Welt retten mussten.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Samstag, 24. November 2012

Am Ende der Zeit (XIX)


Am Ende der Zeit (XIX)

Lukas verbarg Max hinter sich. Wahrscheinlich wollte er,
dass Dad erst zu Hause Maxs Entführung bemerkte. Ganz schön schlau, Brüderchen, dachte ich. »Sind wir endlich weg, von 
der Loge?«, quengelte Max.

Lukas sah mich mit einem wie-hält-man-einem-Totenkopf-den-
Mund-zu-Blick an. Mein Bruder gab sein Bestes. Er stopfte 
Max unter die Hundedecken. Vergeblich. Der Kristallschädel schwatzte munter weiter; begann zudem noch blau zu leuchten. 
Wie ein Regenschirm im Platzregen, schenkte Max unserer 
kleinen Familie Frieden. Dad atmete ruhig, seine 
Zornesfalten glätteten sich und wir hörten auf, mit 
den Zähnen zu klappern.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Freitag, 23. November 2012

Am Ende der Zeit (XVIII)


Am Ende der Zeit (XVIII)

Von Sinnen brauste der Großmeister mit dem Wagen fort - 
vergaß sogar die Eingangstüre abzusperren. Lukas schnappte
 sich Max. Gemeinsam rannten wir den endlosen Gang entlang 
zum Metalltür. Wir stoben die Steintreppe hinab, als wäre 
der Teufel hinter uns her. War er irgendwie auch.
»Was sucht ihr hier?«, donnerte eine uns vertraute Stimme.
»Dad? Komm schnell, der Großmeister ist einer von den 
Bösen«, plapperte Lukas ohne Punkt und Komma, während er 
an Dads Frack zerrte.

»Spioniert ihr mir nach? Das rosa Haargummi lag bei der Garderobe, Julia. Deins?«
Sie nickte mit gesenktem Kopf. »Hausarrest?«,fragte sie.
»Das entscheide ich später. Verantwortungsgefühl fehlt dir. Deinen Bruder da reinzuziehen. Wenn man euch erwischt hätte. Nicht auszudenken. Steigt ein, wir fahren Heim.«

Dad blähte die Nasenlöcher wie ein Stier.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Donnerstag, 22. November 2012

Am Ende der Zeit (XVII)


Am Ende der Zeit (XVII)

»Max, tu was, sonst enden wir als Schweizer Käse!«, richtete Julia ihre Bitte gen Dielenboden.

»Hol schwarze Rosen, oder hältst du den Raum hier für 
passend?«, donnerte Max. 
Schwarze Blitze zerschnitten die  Luft, wie ein Filetmesser 
zähes Fleisch. Finsternis stieg aus dem Boden auf, wie Nebelschwaden bei Seen in den Morgenstunden.
»Ja, Gebieter. Sofort. Ich eile. Nur tut mir nichts!«, 
stammelte der Großmeister. Mit geweiteten Augen blickte er
zum Verfluchten, dessen Höhlen feuerrot leuchteten. Hastig
schloss Wolfgang die Tür auf und rannte konfus davon.
»Max, warst du das?«, fragte Julia.
»Wer sonst?«
»Na dieses hässliche, hohläugige Monstrum auf dem 
Schreibtisch«. Julia schüttelte sich.
»Der ist aus. Erst das Blut Unschuldiger aktiviert ihn.
Vorher macht der nix.«
»Und die Effekte? Der Rauch, die Blitze, das schwarze 
Nichts?«
»Alles mein Werk! Schnell, bevor der Großmeister zurück 
kommt«, mahnte uns Max zur Eile.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Mittwoch, 21. November 2012

Das letzte Mal...


Was immer wir tun,
wir wissen nie,
wann es
das letzte Mal
ist!

     © Literaria Wertenbroch (2012)

Am Ende der Zeit (XVI)

Am Ende der Zeit (XVI)
 
»Für ein Arschgeweih, war der zu alt und behaart«, dachte 
ich. Ein hysterisches Lachen blubberte in mir hoch. So fest 
ich konnte, biss ich die Zähne aufeinander. Leider lag meine Zunge dazwischen. Schmerz und Blut lenkten mich ab. Plötzlich kicherte der ganze Raum. Es schallte von den Wänden, als 
befänden wir uns in einer Höhle. Wie ein Derwisch, drehte 
sich der Großmeister im Kreis. Er zog eine Mini–Pistole unter 
dem Frack hervor und fuchtelte damit herum, als stände er 
unter Strom. Schweiß tropfte ihm auf die blankpolierten 
Schuhe.

»Ist da wer?« Mit brüchiger Stimme und zittrigen Händen entriegelte er die Pistole. Das metallische Klicken fraß 
sich, wie ein schwarzer Fluch, in meine Seele. Instinktiv 
griff ich Lukas Hand.

»Was, wenn mich der Fluch des Schädels trifft? Der letzte, 
der ihn besaß, starb unter mysteriösen Umständen. Verdampft 
ist der; einfach verdampft. Ach was, mir wird schon nichts passieren – der Gehörnte braucht mich. Ohne mich gelangt der Verfluchte nicht nach Palenque. Hirngespinste. Ich hätte die Tabletten nicht mit Whiskey runterspülen sollen!«, grübelte 
der Großmeister.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Dienstag, 20. November 2012

Am Ende der Zeit (XV)


Am Ende der Zeit (XV)

Wolfgang zog einen Beutel aus dem Versteck. Mit
verschlagenem Lächeln griff er hinein und setzte einen 
schweren Gegenstand dem Schreibtisch ab. Ein Kristallschädel 
kam zum Vorschein, als Wolfgang zur Seite trat. »Der sieht 
aus wie Max! Was hat der vor?«, schoss es mir durch den Kopf. Dieser Schädel war allerdings hohl.

Sengende Kopfstiche. Julia taumelte. Lukas stoppte meinen 
Sturz.
»Unheil, großes Unheil!«, tönte es in meinem Kopf. »Der 
Schädel ist verflucht!«
»Max?«, fragte ich in Gedanken. »Ist das Telepathie?«
»Keine Zeit für Erklärungen. Verhindert, dass der andere 
Schädel nach Palenque reist. Sonst werden alle in ewiger Dunkelheit leben!«, mahnte er.
»Sende auf einer anderen Frequenz. Davon bekomme ich 
höllische Kopfschmerzen!« Julia hielt sich die Stirn.
»Traut niemandem, der ein Pentagramm mit zwei Spitzen 
nach oben trägt.«

Der Großmeister bückte sich schwerfällig, um Max unter die 
Dielen zu stopfen. Dabei rutschte ihm sein weißes Hemd aus 
der Hose und gab den Blick auf einen schwarzen Stern frei. 
Lukas zitterte. 

Wo war sein Indi–Kampfgeist hin?

© Literaria Wertenbroch (2012)

Montag, 19. November 2012

Am Ende der Zeit (XIV)


Am Ende der Zeit (XIV)

Die Männer strömten auf den Parkplatz. Stimmengewirr. Motoren starteten. Erleichtert atmete ich auf. Stille. Plötzlich 
nährten sich zwei Männer dem Zimmer des
Großmeisters. Wir huschten hinter den bodenlangen   
schwarzen Samtvorhang.

»Danke, Wolfgang. Palenque ist weit weg. Wegen der Kinder. 
Sie haben es schwer genug. Geh du zur Tagung«, meinte der 
andere. Mir stockte der Atem. Der andere war Dad und er wollte Max bei diesem Geheim—Onkel lassen. Julia fror. Lukas Kiefer knackte. Die Logenbrüder verabschiedeten sich per Handschlag. 
Dad verließ den Raum.

Als er fort war, hebelte Wolfgang zwei Dielenbretter hoch. Vorsichtig lugte ich durch einen Riss im Samtvorhang.

»Wer da?«, fragte der Großmeister. Vor Schreck erstarrte ich. 
Wir rührten uns keinen Millimeter.
»Ich hör´ wohl die Mäuse husten?«, murmelte der Alte und 
machte sich wieder ans Werk. «Sicherheitshalber abschließen!«

Super. Der führt Selbstgespräche, wie ein Irrer, dachte
Julia.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Sonntag, 18. November 2012

Am Ende der Zeit (XIII)


Am Ende der Zeit (XIII)

»Solange die weder Tier noch Mensch opfern, gehe ich vom
Besten aus!«, flachste ich. Im blauen LED-Licht sah ich sein Grinsen.
»Fällt dir nichts auf?«, fragte er mich.
»Was?«
»Als der Großmeister Max berührte…«
»Stimmt. Nichts.«
»Was bedeutet das?«
»Keinen Schimmer, aber wir finden es heraus!«

Während wir grübelten, endete die Zeremonie. Die Pinguin-
Männer erhoben sich und watschelten zur Tür.
»Schnell. Gleich holen sie die Mäntel. Weg. Wohin?«, fragte 
ich Lukas. Überstürzt stoben wir aus der Garderobe, schlossen 
die Tür. Mein rosafarbenes Haargummi fiel zu Boden.
»Lass liegen. Keine Zeit«, zischte mir Lukas zu.
In letzter Sekunde gelang uns die Flucht in das Zimmer des
Großmeisters. Schwere Dielenböden, schwarze Samtvorhänge wie 
im Altarraum und ein monströser Mahagoni–Schreibtisch 
dominierten den Raum. Zahlreiche Symbole zierten die Tapeten. 
Nur die Pyramide mit dem Auge auf der Spitze kam mir bekannt 
vor.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Samstag, 17. November 2012

............................Bla...&.....Blubb......

Gefangen zwischen den Zeilen, aus dem Mund nur Seifenblasen!

© Literaria Wertenbroch (2012)

Am Ende der Zeit (XII)


Am Ende der Zeit (XII)

»Da ist Max!« Obwohl er flüsterte, drückte Lukas meine Hand 
fast zu Brei. Die Greise des Großmeisters dekorierten die 
Rosen um den Kristallschädel, als könnte man dabei etwas 
falsch machen. Der Vorsitzende erhob sich. Er legte Max die
Hand auf und rezitierte aus einem Buch. Im Chor brabbelten
die anderen ihm nach, wie Marionetten, schoss es mir durch
den Kopf.

»Gottesdienst? Ist das eine Sekte?«, fragte mich Lukas.
Ich überlegte, was ich antworten sollte. Selbst im Internet 
fand man kaum etwas über deren Rituale, sowie deren Zweck. 
Die Freimaurer verfolgten nach eigenen Aussagen aufklärerische Ziele: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Humanität. 
Wie schlimm konnten die sein? Merkwürdig blieb, dass Papa 
die Logenarbeit totschwieg. Er meinte, dass ›er einen Eid geschworen habe, der dies unmöglich mache‹. Warum diese Geheimniskrämerei?

© Literaria Wertenbroch (2012)

Freitag, 16. November 2012

Am Ende der Zeit (XI)


Am Ende der Zeit (XI)
 
»Der Versammlungsraum liegt neben der Garderobe«, stellte 
Julia fest. »Wenn wir die Ohren spitzen, können wir sie belauschen!«
»Blitzmerker. Inzwischen habe ich zwei Löcher mit dem Taschenmesser in die Holzwand gedreht. Wir können sie jetzt sehen!«, verkündete er.

Rechts und links des Großmeisters nahmen zwei Greise am 
Altar Platz, wie Lehrer vor der Schulklasse. Die anderen 
Männer, unter ihnen Dad, saßen in Stuhl—Reihen parallel zur rechten oder linken Wand. Kerzen brannten in hüfthohen Metallgestellen entlang des Ganges zum Altar. Sonst war es stockfinster. Schwarze Samtvorhänge schluckten die bunten Mosaik–Fenster.

»Pinguine in Frack und Zylinder«,kicherte ich. Lukas rammte
 mir den Ellenbogen in die Seite.
»Alberne Gans! Deinetwegen fliegen wir noch auf!«, rügte er 
mich. Ich biss mir auf die Zunge. Irgendwie hatte ich mir 
Papas Logen—Kumpels ehrwürdiger vorgestellt. Alles wirkte 
so grotesk. Von den Schuhen bis zum Zylinder.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Donnerstag, 15. November 2012

Am Ende der Zeit (X)


Am Ende der Zeit (X)

Über dem zeichenblockgroßen Porträt prangte in goldenen, altdeutschen Lettern: »Der erste Hüter«.
»Was immer der ausbrütet, er ist unser Ur-ur-ur-Ahn!«, meinte Julia.
»Das ist ein Abenteuer!« Lukas war in seinem Element.

Stimmen nährten sich. Knapp gelang uns die Flucht in einen der Räume. Es war stockduster. Etwas Flauschiges fiel mir in den Nacken. Lukas hielt mir den Mund zu, sodass nur ein Gurgeln entwich. Mit dem blauen Schein seiner LED-Lampe zeigte er mir 
den zu Boden gefallenen Schal. »Garderobe. Glück gehabt.« 
Julia löste ihre zur Faust verkrampften eiskalten Finger.­

»Die Zeremonie beginnt gleich. Der Hammer fehlt. Ich hole ihn schnell«, rief Großmeister Wolfgang den Wartenden zu und entschwand humpelnd hinter der Tür, die unserem Versteck gegenüber lag. Mit drei Rosen, in der einen und dem Hammer in der anderen Hand, kehrte er zu den anderen zurück.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Mittwoch, 14. November 2012

Am Ende der Zeit (IX)


Am Ende der Zeit (IX)

Es funktionierte. Mit den Beinen zu erst, quetschte und 
schob ich mich, wie ein Regenwurm, Stück für Stück ins Freie. Allein der Gedanke, meinem Bruder für diese Frechheit vors Schienbein zu treten, motivierte mich zur Höchstleistung. Immerhin ermöglichte uns Dads Frischluft-Neurose die Flucht 
aus der Blechkiste.

Vorsichtig lugten wir um die Ecke. Jenseits der Metalltür lag 
ein zwanzig Meter Flur. Mahagonifarbene Türen zweigten vom 
Gang ab, den zahlreiche A4-Porträts an den Wänden schmückten. 
Wir schlichen durch die Höhle des Geheimbundes und 
betrachteten die goldgerahmten Fotos. Manche stammten aus 
dem 18.Jahrhundert. Diese Loge existierte eine Ewigkeit. Plötzlich stoppte Lukas.
»Ist das Dad? Mit noch seltsameren Klamotten, als den 
heutigen?« Flüsternd winkte mich Lukas herbei.
»Unmöglich. Der Typ ist seit 1850 tot. Kannst du den Nachnamen lesen? Ohne Kontaktlinsen ist die Schrift für mich zu klein!«, erwiderte ich.
»Endroth? So heißt niemand.«
»Da ist ein Fleck auf dem Glas, Hirni. Selbst ohne Brille 
seh ich das. Was steht da jetzt?«
»Nie im Leben. Der heißt: A B E N D R O T H. Wie wir!« Lukas staunte.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Dienstag, 13. November 2012

Am Ende der Zeit (VIII)


Am Ende der Zeit (VIII)


Siedendheiß fiel mir ein, dass wir keinen Schlachtplan 
hatten. Mit mörderischem Tempo nährten wir uns der Loge. 
Papa raste auf die Loge zu. In letzter Sekunde bremste er und schleuderte gekonnt parallel zum Eingang. Ohne sich 
umzudrehen, griff er Max. Dad verriegelte den Wagen und 
rannte die brüchige Steintreppe empor. Händeringend wartete 
ein Ordensträger, um die sechzig, auf ihn. »Michael, Michael, Michael!«, las ich von dessen schmalen Lippen.
Langsam schwang die grüne Metalltür zu. »Mist!«, fluchte 
ich. »Hier endet unser Abenteuer.«

Lukas schwieg. Angestrengt hangelte er sich aus dem 
Beifahrerfenster, das Dad selbst im Winter bis zum Anschlag kurbelte. Lukas sprintete die Steintreppe hoch und grätschte dazwischen. Siegesgewiss winkte er mir zu. 
»Komm schon, oder bist du zu fett, um durchs Fenster zu klettern?«

© Literaria Wertenbroch (2012)

Montag, 12. November 2012

Leben


Das Leben ist eine Walnussschale auf hoher See.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Am Ende der Zeit (VII)


Am Ende der Zeit (VII)

Vierhändig schaufelten wir den Sand zurück in die Truhe. 
Julia fegte verräterische Spuren weg. In letzter Sekunde flüchteten wir die Stiege runter in Lukas Zimmer.

Für solche Fälle hatten wir eine Kassette mit Streitereien aufgenommen, die wir jetzt abspielten. Da Dad sich nie in 
unsere Angelegenheiten mischte, verließen wir unbehelligt, 
über Fenster und Rosenspalier, das Haus. Papa grub jetzt wahrscheinlich nach Max.

Von unten hörten wir, wie er die Klinke zu Lukas Zimmer herunterdrückte, ohne die Tür zu öffnen. Anscheinend verließ 
ihn in letzter Sekunde der Mut.
»Das war knapp«, meinte Julia, während sich Lukas auf
dem Rücksitz unter den Hundedecken und ich im Hohlraum hinter Fahrer- und Beifahrersitz versteckte. Nach zehn Minuten eilte 
Dad zurück, schleuderte den zehn Kilogramm schweren Schädel 
auf den Rücksitz. Lukas stöhnte leise, als Max auf seinem 
Bauch landete.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Sonntag, 11. November 2012

Verliebt-Sein


Für Verliebte scheint die Sonne auch nachts.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Am Ende der Zeit (VI)


Am Ende der Zeit (VI)

Lukas riss sich los und berührte den Schädel mit der Hand. 
Julia hielt sich die Augen zu. Saphirblaues Licht flutete 
den Raum. Frieden hüllte uns ein, wie eine flauschigwarme 
Decke im Winter.

»Habt keine Angst. Ich bin Max«, stellte sich der Schädel 
vor. »Die Welt ist in Gefahr. Der Untergang steht kurz 
bevor. Bringt mich zum 21.12.2012 nach Mexiko. Dort kann es 
verhindert werden. Nur reine Seelen dürfen das übernehmen. 
Das seid ihr, sonst herrscht das Böse bis in alle Ewigkeit. 
Traut keinem Erwachsenen.« Plötzlich schwieg Max. Das blaue 
Licht verlosch.

Eine Autotür klappte. Dad redete mit der Nachbarin Frau Meckert-Nur, wie wir sie nannten. Die nölte Paps wegen des vollgeschneiten Bürgersteigs die Ohren voll. 
So wie jedes Jahr!, nahm ich an und rollte die Augen.
»Schnell, wir müssen alles so richten, wie vor unserer Buddelaktion«, befahl Julia.
»Und was wird aus Max? Wir müssen ihm helfen.«
»Er muss in die Truhe, sonst merkt Dad was und dann 
verlieren wir ihn ganz.«
»Hast Recht. Wir verstecken uns im Auto auf dem Rücksitz 
unter der Hundedecke. Da schaut er nie hin. Dann befreien 
wir Max, okay?«

»Abgemacht!«


© Literaria Wertenbroch (2012)

Samstag, 10. November 2012

Am Ende der Zeit (V)


Am Ende der Zeit (V)

»Worauf wartet ihr? Holt mich raus«, flehte es. Zusammen gelang es uns, ein kartoffelsackschweres Leinenpaket aus der Truhe zu hieven. Blaues Licht strahlte hindurch. Absoluter Frieden erfasste meine Seele. Lukas lächelte.

»Vorsichtig! Ich bin zerbrechlich!«, beschwerte sich die 
Stimme. Mit zittrigen Händen löste Julia die Knoten. 
»Was, wenn es ein böser Geist ist?«
Lukas schüttelte den Kopf.
»Dad liebt uns. Nie würde er uns gefährden. Außerdem fühle 
ich positive Energie. Und du?«
Julia nickte.
»Los, öffnen wir es.«

Julia schrie auf und wich ein paar Meter zurück, als sie den Totenkopf sah. 
»Finger weg. Das ist gefährlich. Totenköpfe sind Warnzeichen. Verflucht!« Hastig zog sie ihren Bruder hinter sich.

© Literaria Wertenbroch (2012)

Freitag, 9. November 2012

Am Ende der Zeit (IV)


Am Ende der Zeit (IV)

Manchmal hörte ich Lukas nachts weinen. Dann schlich ich zu 
ihm und las ihm seine Lieblings-Gute-Nacht-Geschichte vor. 
Und Papa, der war seit zwei Jahren wie ein Zombie: Weder 
weinte noch lachte er. Schrecklich! Julia schüttelte sich.

Scharniere stöhnten wie rostige Gespenster-Ketten. Dann 
schwang die Truhe auf. Roter Sand quoll heraus.
»Schau. Die ist voll Wüstensand.«
»Kleiner Indi, träum weiter. Warum sollte Dad freitags Sand 
zur Loge karren? Um zu buddeln? Alles Bullshit!«
»Fluch nicht. Mama hat`s verboten.«
»Na gut. Zeig her.«

Lukas grub mit beiden Händen, bis er einen Stofffetzen zu 
fassen bekam.
»Wer ist hier der Spinner?«, dabei drehte sich zu mir um.
»Hol mich raus«, flehte es.
»Sehr witzig, Julia?« Lukas blickte erbost zu mir. 

Er hasste es, wenn man ihn foppte. Ich zuckte mit den 
Schultern. Vorsichtig nährte ich mich der Truhe, als könnte 
sie mich sehen.

© Literaria Wertenbroch